Studierendenvereinigung Casa dos Estudantes do Império

© Rui Sérgio Afonso 2021

Studierendenvereinigung Casa dos Estudantes do Império

Von den Anfängen bis zum antikolonialen Widerstand

Helena Wakim Moreno
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In den 21 Jahren ihres Bestehens hat die Studierendenvereinigung Casa dos Estudantes do Império vielfältige Veränderungen erfahren und sich von einem Ort multikultureller Gemeinschaft, die von Salazar gefördert wurde, in ein Zentrum des antifaschistischen Widerstands mit internationalen Verbindungen zur antikolonialen Bewegung gewandelt. Ihr politisches und kulturelles Erbe stellt einen einzigartigen Beitrag zum Entkolonialisierungsprozess und zur portugiesischen Demokratie dar.

Gebäude, in dem früher die Studierendenvereinigung Casa dos Estudantes do Império untergebracht war. Foto: © Rui Sérgio Afonso 2020

Vom „Haus Angola” zum „Haus der Studierenden des Imperiums”

Zu Beginn der 40er Jahre studierte an den Universitäten in Portugal eine zwar bescheidene, aber doch bemerkenswerte Zahl Studierender aus den von Portugal kolonisierten Ländern. Obwohl es in einigen Ländern in Afrika, wie zum Beispiel in Liberia, bereits seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Universitäten nach westlichem Vorbild gab und in anderen Ländern wie Niger, Uganda, Madagaskar und Senegal Einrichtungen dieser Art nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet wurden [1], gab es diese Entwicklung in den von Portugal kolonisierten Ländern nicht. Schüler*innen, die in der Lage waren ein Studium aufzunehmen (viele kamen aus Familien von Übersiedlern oder aus assimilierten Familien), [2] gingen, erhebliche Schwierigkeiten überwindend, nach Portugal.

Mitglieder der Casa dos Estudantes do Império posieren für eine Fotografie vor dem Schild der Vereinigung (Lissabon, 1950). Foto: © Arquivo Mário Pinto de Andrade

Diese Studierenden, die weit weg von zu Hause und ohne die Unterstützung ihrer Familien und ihrer gewohnten Umgebung lebten, hatten zudem Schwierigkeiten, Beziehungen zu Studienkolleg*innen in der Hauptstadt zu knüpfen und suchten daher Hilfe bei ihren Landsleuten. So bildeten sich zu Beginn der 40er Jahre Gruppen junger Leute aus den Kolonien, darunter das „Haus Mosambik”, Casa de Moçambique, das „Haus Kap Verde”, Casa de Cabo Verde, und das „Haus Angola”, Casa de Angola. Letztgenanntes wurde von Alberto Marques Mano de Mesquita geleitet, dessen Onkel Manuel da Cunha e Costa Marques Mano von 1939 bis 1941 Generalgouverneur von Angola war. Dies ermöglichte eine Unterstützung durch die staatliche Jugendorganisation Mocidade Portuguesa und das Ministerium für Kolonien, Ministério das Colónias.

Beide Organisationen erkannten die Gefahr der Eigendynamik dieser nationalen Studierendengruppen und versuchten, diese zu verhindern. Sie sorgten dafür, dass das „Haus Angola“, zum „Haus der Studierenden des Imperiums“, Casa dos Estudantes do Império (CEI), erklärt wurde und kümmerten sich um eine finanzielle Förderung. Am 3. Juli 1944 wurde der Hauptsitz der Vereinigung in Lissabon gegründet und im darauffolgenden Jahr die Außenstelle in Coimbra.

Aus Sicht des Salazar-Regimes erschien die Unterstützung einer Studierendenvereinigung für Studierende aus den Kolonien aus unterschiedlichen Gründen als der richtige Schritt. Es war einfacher, die Aktivitäten einer einzigen Studierendenvereinigung zu überwachen und es bestand die Überzeugung, dass die Jugendorganisation Mocidade Portuguesa in der Lage wäre, die Mitglieder politisch und ideologisch so stark zu beeinflussen, dass diese nach ihrer Rückkehr in die Heimatländer die Werte des Regimes vermitteln würden. Darüber hinaus verschärfte der Zweite Weltkrieg die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Spannungen in Portugal und löste die erste große Krise des Estado Novo [3] aus. Die Gründung der Studierendenvereinigung Casa dos Estudantes do Império mithilfe der Regierung bekam so in der offiziellen Propaganda den Anstrich einer vermeintlichen Billigung des Regimes durch die jungen Menschen aus den kolonisierten Ländern.

Die Generation der „Älteren”

Die Entwicklung verlief jedoch anders. Das betraf bereits die interne Organisation der Studierendenvereinigung, die sich weiterhin an den Herkunftsländern orientierte, obwohl die Regierung durch diese Gründung alle Studierenden in einer Vereinigung zusammenführen wollte.

Unter der Leitung von Alberto Marques Mano de Mesquita kam es zu einer deutlichen Annäherung der Studierendenvereinigung an die Mocidade Portuguesa. Sócrates Dáskalos, ehemaliges Mitglied der Vereinigung aus Angola, erinnert sich daran, dass dieser Vorstand bereits bei den ersten Wahlen abgesetzt wurde. Die neue Leitung mit dem Kapverdier Aguinaldo Veiga an der Spitze führte eine demokratischere Arbeitsweise ein, indem sie Mitglieder zur Teilnahme aufforderte und ihnen Wahlrecht in allen Vollversammlungen zusicherte [4]. Angesichts der üblichen Praxis in den Studierendenvereinigungen des Estado Novo ist dies sehr bemerkenswert.

Mitgliedsausweis der Casa dos Estudantes do Império von Mário Pinto de Andrade (Januar 1949). Fotos: © Arquivo Mário Pinto de Andrade


Mitgliedsausweis der Casa dos Estudantes do Império von Mário Pinto de Andrade (Januar 1949). Fotos: © Arquivo Mário Pinto de Andrade

Studierende, die der Casa dos Estudantes do Império in den 40er Jahren und Anfang der 50er Jahre angehörten, wurden als „die Älteren” bekannt, da sie zu den ersten Mitgliedergenerationen zählten [5].

Der Schutz des „Hauses" eröffnete ihnen Wege für politische Betätigungen, die für die damalige Zeit unüblich waren. Es gab ihnen Raum für Debatten und für die Entstehung eines Bewusstseins für politische und gesellschaftliche Themen, wie der Auszug aus dem folgenden Brief zeigt, den Amilcar Cabral, Mitglied der Abteilung Kap Verde, im Jahre 1948 verfasste:

Am Freitagabend war ich bis 2 Uhr morgens bei der Vollversammlung des CEI! Ich hätte mich gefreut, wenn Du mich gehört hättest, als ich dafür plädierte, ein Haus in der Vorstadt von Lissabon (...) zu kaufen, wenn Du mich nur hättest reden hören. Ich habe es geschafft, dass die Versammlung ganz ergriffen war (tatsächlich!) und ganz ehrlich, ich hatte den Eindruck, obgleich ich als Student der Agrarwissenschaft gesprochen habe, ich hätte Jura studieren sollen [6]

Die Tatsache, dass diese Entwicklungen Ende der 40er Jahre stattfanden, machte sie für den Werdegang der jungen Mitglieder möglicherweise noch bedeutsamer, als wenn sie zu einer früheren Zeit stattgefunden hätten. Die politische Krise des Estado Novo schuf Voraussetzungen für die Entstehung der Bewegung Movimento da Unidade Democrática (MUD) und kurz darauf für die Gründung der Jugendorganisation MUD Juvenil. Diese breite Oppositionsbewegung gegen das Regime wurde in kurzer Zeit zu einem Massenphänomen, dem sogar die kommunistische Partei, Partido Comunista Português (PCP), heimlich beitrat.

Die Entstehung und Organisation einer so großen Oppositionsbewegung während der Diktatur zeigte, dass die Unzufriedenheit der politisch aktiveren Mitglieder mit dem Regime von der breiten Bevölkerung geteilt wurde. Überzeugt davon, dass der Sturz des Regimes der erste Schritt in Richtung Selbstständigkeit oder gar Abspaltung der kolonisierten Länder sei, schlossen sich viele Mitglieder der Casa dos Estudantes do Império der Jugendorganisation MUD Juvenil an, andere wiederum vertieften die Verbindungen zur kommunistischen Partei Partido Comunista Português. Fälle, in denen Mitglieder aufgrund ihrer politischen Beteiligung an der Jugendorganisation MUD Juvenil von der Geheimpolizei PIDE verhört und in deren Gefängnissen gefangen gehalten wurden, waren keine Seltenheit, so etwa Mário Pinto de Andrade und Marcelino dos Santos, Mitglieder der Abteilungen Angola und Mosambik, Agostinho Neto, ebenfalls Mitglied der Abteilung Angola und Leiter der Außenstelle Coimbra. Agostinho Neto verbrachte wegen seiner Betätigung in Oppositionsbewegungen Jahre in Gefangenschaft.

Im Jahre 1952 führten zwei Ereignisse dazu, dass die Casa dos Estudantes do Império besonders unbequem für das Salazar-Regime wurde: Angesichts sich verschärfender Krisen mit der Indischen Union in Bezug auf die portugiesischen Kolonien in Indien, schickte die portugiesische Regierung einen förmlichen Verweis an die Abteilung Portugiesisch-Indien der Casa dos Estudantes do Império für Äußerungen des Premierministers Javaharlal Nehru, einem Kritiker der portugiesischen Präsenz in Indien. Das Regime verlangte in seinem Schreiben, dass die Mitglieder diesen Verweis unterzeichneten und damit ihre Unterstützung für das Regime ausdrückten. Sämtliche Mitglieder weigerten sich mit dem Argument, ihre Familien könnten in ihrer Heimat Vergeltungsschläge durch Anhänger Nehrus erfahren. Diese Antwort wurde von der Regierung als Stellungnahme gegen ihre Absichten verstanden. Außerdem gehörten zur Gruppe der Mitglieder, die die Vorstandswahl am Hauptsitz gewonnen hatte, Mitglieder der Jugendorganisation MUD Juvenil und der PCP . Mit den Informationen der PIDE  über Mitglieder und deren politische Verbindungen, setzten die Ministerien für die Überseegebiete und für die Nationale Erziehung und Bildung eine Verwaltungskommission unter Leitung der Mocidade Portuguesa ein, die die Casa dos Estudantes do Império bis 1957 leitete. In dieser Zeit sank die Mitgliederzahl deutlich und die Aktivitäten des Hauses nahmen ab.

Die neue Generation von Studierenden aus den kolonisierten Ländern, die so genannte „Neue Welle" wie sie der Angolaner Edmundo Rocha [7] später nannte, regte Verhandlungen mit dem Nationalen Erziehungs- und Bildungsministerium mit dem Ziel an, die bereits seit vier Jahren amtierende Verwaltungskommission abzulösen. Die Übernahme der Leitung durch die Mitglieder der Casa dos Estudantes do Império wurde vom Regime mit der Auflage verbunden, die Satzung zu überarbeiten und so die Aufteilung in Herkunftsländer abzuschaffen, die als Keimzelle für die Identitätsbildung der damals als „Überseeprovinzen" bezeichneten Gebiete verstanden wurden. In der neuen Ära wurde die Casa dos Estudantes do Império nach Betätigungsfeldern eingeteilt (Kultur, Sport, Hilfe und Kameradschaft, Theater...), an denen alle Mitglieder teilnahmen.

Die „Neue Welle” (1957-1960)

Die Jahre 1957 bis 1960 sind von einem Zuwachs an Mitgliedern und von intensiven kulturellen Aktivitäten, Poesieabenden, Abendessen, Vorträgen und Konzerten gekennzeichnet – oft begleitet von Musikern der Casa dos Estudantes do Império, wie z. B. der Gruppe Ngola Kizomba. In dieser Zeit kamen auf Einladung aktiverer Mitglieder wie dem Brasilianer Fernando Mourão, oppositionelle Schriftsteller und Intellektuelle ins „Haus" und veranstalteten Konferenzen und Kurse, so etwa der Dichter Alexandre O'Neill, der Schriftsteller Alfredo Margarido und der brasilianische Theaterautor Procópio Ferreira. 

Das Magazin Mensagem, dessen Erscheinen während der Amtszeit der Verwaltungskommission unterbrochen war, wurde wieder aufgelegt und das Verlagssiegel „Autores Ultramarinos" wurde geschaffen, um Werke junger Autor*innen aus den kolonisierten Ländern zu veröffentlichen.

1959 wurde die Außenstelle der Casa dos Estudantes do Império in Porto eröffnet. So gelang es der Vereinigung, in allen portugiesischen Universitätsstädten präsent zu sein.


Auf internationaler Ebene war die zweite Hälfte der 50er Jahre durch eine neue politische und gesellschaftliche Dynamik ausgelöst vom Aufkommen antikolonialer Ideen, den Befreiungskampf in Algerien (1954-1962), die Bandung-Konferenz (1955) und die Revolution in Kuba (1959) geprägt. In Portugal und den damaligen „Überseeprovinzen“ stellte sich ein Klima der politischen Mobilisierung ein, das durch die Wahlen 1958 und das Aufkommen neuer politischer Kräfte im Lager der Opposition hervorgerufen wurde und eine gewisse Ermüdung gegenüber dem Regime erkennen ließ.

Vor diesem Hintergrund gewannen innerhalb der Casa dos Estudatens do Império Diskussionen und die allmähliche Neubestimmung der Identität der Vereinigung an Kraft: Im Laufe der Jahre setzte sich das Konzept durch, mit Aktivitäten auf kulturelle Ausdrucksformen und gesellschaftliche Realitäten in den afrikanischen Ländern zu reagieren und mehr oder weniger offen einen antikolonialen Ton anzuschlagen. 

Die wichtigsten Führungspersönlichkeiten waren Edmundo Rocha, Gentil Viana und Henrique Carreira (Iko Carreira), aus Angola; Tomás Medeiros, aus São Tomé und Príncipe und Fernando Mourão.

Es ist erwähnenswert, wie sehr dies von den Vorstellungen des Lusotropikalismus abwich, den das damalige portugiesische Regime propagierte. Im Großen und Ganzen geht das von dem brasilianischen Soziologen Gilberto Freyre entwickelte Modell des Lusotropikalismus von einer vermeintlich einzigartigen Fähigkeit der Portugiesen im Umgang mit der Bevölkerung in den Kolonien aus.

Freyre vertrat die Meinung, dass die portugiesische Kolonialisierung nicht aus wirtschaftlichen Interessen erfolgte, sondern aus Empathie gegenüber den Menschen mit dem Ergebnis, dass alle Beteiligten harmonisch zusammenlebten, wenngleich dieses Zusammenleben deutlich von der Rolle des portugiesischen Vertreters in den Kolonien geprägt war. Dieses Modell trug dazu bei, ein homogenisierendes Bild kolonialer Gesellschaften zu zeichnen und die vermeintliche Exotik der unterworfenen Kulturen zu akzentuieren.

Am 30. Dezember 1960 setzte die Regierung durch eine Verordnung eine neue Verwaltungskommission für die Casa dos Estudantes do Império ein, nachdem ein Manifest mit dem Titel „Mitteilung an das portugiesische Volk” mit einem Stempel aus Coimbra in der Post gefunden worden war. Inhaltlich wiederholte dieses Manifest die Kritik, die auch in den Vereinten Nationen zur portugiesischen Kolonialpolitik vorgebracht wurde und fügte weitere kritische Äußerungen hinzu. Betont wurden die soziale und wirtschaftliche Krise in den Kolonien und das Recht auf Selbstbestimmung der Völker in den kolonisierten Ländern. Das Manifest rief das portugiesische Volk auf, einen „neuen Kolonialkrieg“ zu vermeiden, dem die Jugend zum Opfer fallen würde [8]. Es ist zu bemerken, dass beide Verwaltungskommissionen dem CEI aufgezwungen wurden, als die politischen Haltungen der Generaldirektion offenkundig von der offiziellen Rede des Regimes abwichen.

Vernetzte Solidarität und transnationale Verbindungen

Einige aktivere Studierende, die die neue Verwaltungskommission beunruhigte, entschlossen sich, diese Ereignisse der Vereinigung União Geral dos Estudantes da África Negra sob Domínio Colonial Português (UGEAN) mitzuteilen. Diese Vereinigung war erst kurz zuvor von einer kleinen Gruppe Studierender aus kolonisierten Ländern gegründet worden, die sich damals in Liège und Biesdorf befanden und beabsichtigten, Studierende ihrer Länder bei internationalen Treffen zu vertreten und ihre Kritik am portugiesischen Kolonialismus auszudrücken.

Die Vorsitzenden dieser Vereinigung, Luis de Almeida und José Carlos Horta, verfassten eine Mitteilung auf Französisch, die sich an verschiedene Studierendenvereinigungen richtete und erklärten, dass der einzigen Vereinigung für Studierende aus den Kolonien in Portugal eine Verwaltungskommission aufgezwungen worden sei. In dem Schreiben baten die Verfasser darum, das Nationale Erziehungs- und Bildungsministerium anzuschreiben und den Fall zu unterbreiten, sowie darum, die „Mitteilung an das portugiesische Volk” zu verbreiten, die ins Französische übersetzt und an die befreundeten Studierendenvereinigungen geschickt worden war. So wurde die Lage der CEI  und der Machtmissbrauch des portugiesischen Kolonialismus, der auf der Tagesordnung stand, bei den internationalen Studierendenvereinigungen bekannt.

Die letzten Jahre des Casa dos Estudantes do Império

Im Juli 1961 veröffentlichte die portugiesische Regierung eine weitere Verordnung, mit der die zweite Verwaltungskommission der Casa dos Estudantes do Império des Amtes enthoben wurde und forderte wiederholt, das Haus müsse seine Satzung ändern. Diese Forderung wurde teilweise erfüllt, sodass die Regierung die finanzielle Förderung nicht einstellte, was für den weiteren Betrieb wichtig war. Im folgenden Jahr untersagte die Regierung die Feierlichkeiten zum Tag der Studierenden. Zusammen mit anderen Studierendenvereinigungen nahm auch die Casa dos Estudantes do Império betont an der akademischen Trauer teil und stellte heimlich ihr Hauptgebäude für Versammlungen der Vereinigung Reunião Interassociações (RIA) zur Verfügung, wo auch Flugblätter vervielfältigt wurden. Nach einem Hinweis stürmte die Geheimpolizei PIDE das Gebäude, beschlagnahmte Unterlagen, Bücher und Zeitschriften des Casa dos Estudantes do Império und unterzog die Mitglieder der Leitung langen Verhören, insbesondere den Vorsitzenden Carlos Ervedosa aus Angola.

Aufgrund dieses Ereignisses erreichten die Beziehungen zwischen der Casa dos Estudantes do Império und dem Regime einen Tiefpunkt. Das Regime kürzte endgültig die Finanzmittel, obwohl die Vereinigung noch im Vorjahr eine Neufassung ihrer Satzung unterbreitet hatte. Das „Haus“ versuchte sich in dieser heiklen Lage mit Zuschüssen der Regierungen und Unternehmen aus den Heimatländern über Wasser zu halten. Als das Ministerium für Überseegebiete, Ministério do Ultramar, von diesen Geldtransfers erfuhr, ordnete es die Einstellung an.

1963 wurden in Angola und Mosambik die sogenannten „Allgemeinen Universitäten”, Estudos Gerais Universitários, eingerichtet. Diese Hochschulen machten es entbehrlich, dass Studierenden aus den Kolonien Portugals ihr Land verlassen mussten um zu studieren. Gleichzeitig dienten diese Universitäten als Rechtfertigung für portugiesische Investitionen in den kolonisierten Ländern zu Propagandazwecken gegen die Befreiungskämpfe. Die Einrichtung dieser Universitäten kann auch als Maßnahme verstanden werden, um den Eindruck bei der Zivilgesellschaft zu stärken, dass der Krieg weit weg von der Hauptstadt geführt wird, da anderslautende Informationen durch die geringere Zahl der Studierenden, die aus den Kolonien nach Portugal kamen, deutlich reduziert wurden.

Im Jahr 1965, ein Jahr, das von der zunehmenden Verfolgung von Intellektuellen und der verschärften Zensur in Portugal geprägt war, entschloss sich das portugiesische Regime, die Casa dos Estudantes do Império zu schließen. Der Minister für Nationale Erziehung und Bildung löste die Vereinigung unter dem Vorwand auf, sie sei nicht an eine Bildungseinrichtung angeschlossen und mit der geltenden Rechtslage nicht vereinbar. Die Geheimpolizei PIDE verhörte die Mitglieder des Vorstands, richtete sich in den Gebäuden ein und beschlagnahmte sämtliche interne Unterlagen, bibliografisches Material und Mobiliar. Die Gebäude wurden versiegelt und alle Hinweise auf die Casa dos Estudantes do Império wurden entfernt, um sie in Vergessenheit geraten zu lassen.

Übersetzung: Anja Spormann

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fussnoten

[1] CHINWEIZU. “A África e os países capitalistas”. In: MAZRUI, Ali; WONDJI, Christophe. História Geral da África. Brasília: UNESCO, 2010, vol. VIII, pp. 939-940.

[2] Johny Pitts schreibt dazu in seinem Buch Afroeuropäisch. Eine Reise durch das schwarze Europa : „Dennoch gelang es einer winzigen Minderheit schwarzer Frauen und Männer diesen privilegierten Status zu erreichen. Sie durften sich durch weitere Fortbildung, Sprachunterricht und Kurse in christlicher Lehre an die portugiesische Gesellschaft assimilieren und erhielten am Ende sogar die portugiesische Staatsbürgerschaft. Viele wurden in größtenteils von weißen besuchten Schulen in den Kolonien geschickt, bevor ihnen das koloniale Mutterland die Möglichkeit bot, an einer der prestigeträchtigen Universitäten in Lissabon zu studieren.“ (Berlin 2020, S. 403) (Anm. d. Red.)

[3] ROSAS, Fernando (autor). MATTOSO, José (dir.). História de Portugal. O Estado Novo (1926-1974). Lisboa: Editorial Estampa, 1994, pp. 368-370.

[4] DÁSKALOS, Sócrates. A Casa dos Estudantes do Império. Fundação e primeiros anos de vida. Lisboa: Câmara Municipal de Lisboa, 1993, p. 9.

[5] Die Generation Mensagem (1950-53) in der angolanischen Literatur entstand aus der Bewegung “Neue Intellektuelle in Angola”, „Novos Intelectuais de Angola“, deren Leitspruch “Entdecken wir Angola!”, "Vamos Descobrir Angola!" eine entscheidende Veränderung in der kolonialen Gesellschaft gegen Ende der 40er Jahre bewirkte. Mensagem hieß das Magazin, das zahlreiche junge Angolaner vereinte, die den portugiesischen Kolonialismus bekämpfen wollten. Das Magazin stellte einen der wirkungsvollsten Beiträge dar für das Entstehen einer angolanischen Kultur und Literatur. (Anm. d. Red.)

[6] Der Brief war an Maria Helena Rodrigues, seine künftige Ehefrau, gerichtet. CABRAL, Iva; SOUTO, Márcia; ELÍSIO, Filinto (org.). Cartas de Amílcar Cabral a Maria Helena. A outra face do homem. Lisboa: Rosa de Porcelana Editora, 2016, p. 73.

[7] ROCHA, Edmundo. Angola - Contribuição ao Estudo da Génese do Nacionalismo Moderno Angolano (período 1950-1964). Luanda: Kilombelombe, 2003.

[8] ANTT, PIDE/DGS, SC, SR 3767, UI 4480, fls. 51-52.

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biografien

Aguinaldo Veiga – Aguinaldo Veiga wurde 1916 in Santa Catarina (Insel Santiago, Kap Verde) geboren. Er besuchte die Koloniale Hochschule, Escola Superior Colonial und die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Lissabon, Faculdade de Direito da Universidade de Lisboa , war Mitglied der Zweigstelle Kap Verde der staatlichen Einrichtung für Studierenden aus den portugiesischen Kolonien, dem „Haus der Studierenden des Imperiums“, Casa dos Estudantes do Império, CEI , und von 1945 bis 1946 deren Leiter am Hauptsitz. Seine Führung bleibt in der Geschichte des Hauses in Erinnerung als Beginn der Abkehr von den Werten des Regimes der Jugendorganisation Mocidade Portuguesa.

Alberto Marques Mano de Mesquita – stammte aus Angola und war Vorsitzender des angolanischen Hauses, Casa de Angola. Mit Unterstützung von Marcello Caetano, seinerzeit Professor an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon, Faculdade de Direito da Universidade de Lisboa, und Nationalkommissar der Jugendorganisation Mocidade Portuguesa gelang es ihm, die Unterstützung des Ministeriums für Kolonien und des Ministeriums für Bildung und Erziehung für die Gründung der Einrichtung „Haus der Studierenden des Imperiums“, CEI , zu sichern. Alberto Marques Mano de Mesquita war der erste Leiter des Hauses und seine Führung war von der politischen Nähe zur Mocidade Portuguesa geprägt.

Amílcar Lopes Cabral – wurde 1924 als Sohn einer Guineerin und eines Kapverdiers in Bafatá (Guiné-Bissau) geboren und zog noch als Kind nach Kap Verde. Im Jahre 1945 wurde ihm ein Stipendium der Regierung von Kap Verde verliehen und er ging zum Universitätsstudium nach Portugal. Dort studierte er in Lissabon an der Hochschule für Agrarwissenschaft, Instituto Superior de Agronomia, und trat in die Abteilung Kap Verde des CEI ein. Während seiner Zeit in Lissabon war Amílcar Lopes Cabral im „Haus der Studierenden des Imperiums“ sehr aktiv: 1950 war er Generalsekretär des Vorstands und wurde 1952 vom neu gewählten Vorsitzenden Acácio Cruz eingeladen, den Posten des stellvertretenden Vorsitzenden am Hauptsitz des Hauses zu übernehmen. Das Vorhaben wurde jedoch nicht umgesetzt, da das Regime eine Verwaltungskommission einsetzte, die den Amtsantritt der Mitglieder des Vorstands verhinderte. In der ersten Phase (1948 bis 1951) des Magazins Mensagem, dem Mitteilungsblatt für Nachrichten und Literatur des CEI, wurden einige seiner Essays, Kommentare und Gedichte veröffentlicht. Zusammen mit Luís Cabral, Júlio de Almeida, Aristides Pereira und Elisée Turpin gründete er die Partei Partido Africano para a Independência / União dos Povos da Guiné e Cabo Verde, PAIGC. Seine Ansichten sind unter anderem von antikolonialen Vorstellungen und Fragen geprägt, von neuen Interpretationen klassischer marxistischer Fragen und Themen und von Fragen zur Rolle der Linken angesichts der gesellschaftlichen Realität in Afrika. Er wurde am 20. Januar 1973 von zwei Mitgliedern der Partei PAIGC ermordet.

Während seiner Zeit in Portugal beteiligte er sich sehr aktiv in der Jugendabteilung der politischen Organisation Movimento de Unidade Democrática, MUD Juvenil, in der er Vertreter für die Studierenden aus den Kolonien war und hielt Kontakte zur kommunistischen Partei Portugals, PCP. Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde Agostinho Neto zwei Mal von der PIDE verhaftet. Die zweite Inhaftierung 1955 weckte die Aufmerksamkeit namhafter, international bekannter Intellektueller, Schriftsteller und Künstler wie Jean-Paul Sartre, Simone de Beauvoir, Nicollás Guillén und Diego Rivera, die sich für seine Freilassung einsetzten. Sein Leben war von seiner intensiven politischen Tätigkeit gekennzeichnet. Sehr früh schloss sich Agostinho Neto der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA) an. Nach der Unabhängigkeit Angolas 1975 wurde er der erste Staatspräsident des Landes. Agostinho Neto starb 1979 in Moskau nach einer Operation zur Behandlung von Leberkrebs.

António Agostinho Neto – wurde 1922 in Kaxicane (Icolo e Bengo, Angola) als Sohn eines Methodistenpastors der amerikanischen Mission und einer Lehrerin geboren. Er ging 1947 nach Portugal und schrieb sich an der Medizinischen Fakultät der Universität Coimbra, Faculdade de Medicina da Universidade de Coimbra, ein. Er trat der Zweigstelle des CEI in Coimbra bei und übte verschiedene Ämter aus: Mitglied der Presseabteilung (1947-1948), Sekretär des Vorstands unter zwei Vorstandsmandaten (1948-1949 und 1949-1950). Während seiner Zeit in Coimbra veröffentlichte er in den regelmäßig erscheinenden, jedoch kurzlebigen literarischen Magazinen Momentos und Meridiano, in denen auch andere Mitglieder des CEI mitarbeiteten. Sogar während seiner Zeit in Portugal beteiligte er sich an der Bewegung "Vamos Descobrir Angola" , die das Magazin Mensagem - a voz dos naturais de Angola (1951-1952) herausgab. 1949 erhielt er ein Stipendium der amerikanischen Methodisten und wechselte an die Universität Lissabon. Er veröffentlichte Gedichte und Essays in verschiedenen Ausgaben des Magazins Mensagem des CEI und 1961 erschien sein Gedichtband Poemas in der Sammlung Autores Ultramarinos, die vom CEI herausgegeben wurde. Im Laufe seines Lebens schrieb Agostinho Neto zahlreiche literarische Werke.

Carlos Ervedosa – wurde 1932 in Luanda (Angola) geboren. Seine Familie waren Portugiesen, die als Siedler dorthin gegangen waren. 1951 zog er nach Portugal, um Geologie an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon, Faculdade de Ciências da Universidade de Lisboa, zu studieren. Während der ersten Jahre in Portugal trat er der Abteilung für Angola des CEI bei und der Jugendabteilung der politischen Organisation Movimento de Unidade Democrática, MUD Juvenil. 1957 beteiligte er sich an den Aktivitäten der Studierenden zur Absetzung der Verwaltungskommission und wurde Vorsitzender der Vollversammlung. Gegen Ende des Jahres 1957 schloss er sein Studium ab und kehrte nach Luanda zurück, wo er ungefähr ein Jahr lebte. In dieser Zeit knüpfte er Kontakte mit jungen Schriftstellern und Intellektuellen, die den inneren Zirkel der Zeitung Cultura (1957-1960) bildeten.

Nachdem Carlos Ervedosa nach Lissabon zurückgekehrt war, trat er erneut dem „Haus der Studierenden des Imperiums“, CEI , bei und wurde eine seiner prominenten Persönlichkeiten: Leiter der Bibliothek (1959), Kultureller Leiter (1960), Vorsitzender der Direktion (1961-1962) und Leiter des Magazins Mensagem (1962-1963). Daneben war er treibende Kraft bei der Sammlung Autores Ultramarinos, die vom CEI herausgegeben wurde und Gedichte, Prosa und Essays sowohl von Mitgliedern als auch junger Autoren aus den Kolonien veröffentlichte. Er selbst ist mit seinem Werk A Literatura Angolana. Resenha Histórica (1963) vertreten und arbeitete bei der Herausgabe des Gedichtbandes Poetas Angolanos. Antologia da Casa dos Estudantes do Império (1962) mit. Carlos Ervedosa widmete sich der Geologie und Archäologie, wurde Dozent am Lehrstuhl für Archäologie an der portugiesischen Universität Universidade de Trás-os-Montes e Alto Douro (UTAD) und schrieb Fachstudien über Angola und Mosambik. Er starb 1992.

Edmundo Rocha – wurde 1931 in Porto Amboim (Angola) geboren. 1949 ging er nach Coimbra, um die letzten Jahre des Gymnasiums in Portugal zu absolvieren. Noch im gleichen Jahr trat er dem „Haus der Studierenden des Imperiums“, CEI , bei. 1952 begann er sein Medizinstudium in Paris, wo er mit Mário Pinto de Andrade und Marcelino dos Santos zusammentraf. Er kehrte 1954 nach Portugal zurück und setzte sein Studium in Lissabon fort, wo er dem „Haus der Studierenden des Imperiums“, CEI , beitrat und bis 1961 lebte. Diese Zeit war von seinem Aktivismus geprägt, zunächst bei der Jugendorganisation Movimento de Unidade Democrática, MUD Juvenil, und später als Verfechter der antikolonialen Bewegungen Movimento Anticolonialista (MAC) und Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA). Im September 1961 schloss er sich einer Gruppe von 14 Ärzten an und gründete in Leopoldville (heute Kinsasha in der Demokratischen Republik Kongo) die Freiwilligenorganisation Corpo Voluntário Angolano de Assistência aos Refugiados (CVAAR) . 1964 ging Edmundo Rocha nach Algier (Algerien), wo er an der medizinischen Fakultät lehrte. Nach der Unabhängigkeit Angolas im Jahre 1975 kehrte er dorthin zurück. Edmundo Rocha starb 2020 in Portugal.

Fernando Augusto Albuquerque Mourão – wurde 1934 in Rio de Janeiro (Brasilien) geboren. Seine Familie stammte ursprünglich aus São Tomé. Mitte der 50er Jahre begann er das Jurastudium an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Coimbra und wurde Mitglied der Zweigstelle Coimbra des „Hauses der Studierenden des Imperiums“, CEI , wo er Leiter der Bibliothek wurde. Kurze Zeit später wechselte er nach Lissabon und trat dem „Haus der Studierenden des Imperiums“ CEI an dessen Hauptsitz bei. Während der Wiedereröffnung des Hauses nach der ersten leitenden Kommission (1952-1957) war Fernando Augusto Albuquerque Mourão sehr aktiv und übernahm das Amt des Leiters der Kulturabteilung Secção de Cultura (1958-1959) und des Leiters der Abteilung für Studien der Überseegebiete, Secção de Estudos Ultramarinos (1959-1960). Er förderte in dieser Zeit wichtige Initiativen in den Abteilungen. Nach seiner Rückkehr nach Brasilien wurde Fernando Mourão Professor am Institut für Soziologie an der Universität São Paulo Departamento de Sociologia da Universidade de São Paulo und gründete dort das Zentrum für Afrikastudien, Centro de Estudos Africanos (CEA). Zeit seines Lebens widmete er sich dem Studium des afrikanischen Kontinents mit einem Schwerpunkt auf Angola und leistete unter anderem mit der Sammlung História Geral da África der UNESCO einen wichtigen Beitrag. Eine herausragende Rolle fiel Fernando Mourão auf internationaler Ebene zu im Rahmen der Förderung diplomatischer Beziehungen zwischen Brasilien und jungen afrikanischen Staaten nach deren Unabhängigkeit. Er starb 2017 in São Paulo (Brasilien).

Gentil Viana – wurde 1935 in Luanda (Angola) geboren. Sein Vater war Gervásio Viana, Gründungsmitglied der Nationalen Liga Afrikas, Liga Nacional Africana . Er verließ 1954 die Provinz Angola in Richtung Lissabon, wo er sich in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Lissabon, Faculdade de Direito da Universidade de Lisboa, einschrieb und Mitglied des „Hauses der Studierenden des Imperiums“ wurde. Er identifizierte sich mit den antikolonialen Fragen und schloss sich der Bewegung Movimento Anticolonialista an und wurde Leiter der Abteilung für Studien zu den Überseegebieten, Secção de Estudos Ultramarinos (1959-1960). 1961 floh Gentil Viana aus Portugal, schloss sich der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung MPLA an und lebte in Leopoldville (heute Kinsasha, in der Demokratischen Republik Kongo). Sein politischer Werdegang war geprägt von Zusammentreffen mit hohen Persönlichkeiten der Bewegung. Er verbrachte Zeiten in China, kehrte nach Angola zurück und sah sich nach Angolas Unabhängigkeit gezwungen, ins Exil zu gehen. Er lebte fortan in Portugal, wo er 2008 in Lissabon an Leukämie starb.

Marcelino dos Santos – wurde 1929 in Lumbo (Mosambik) geboren. Er ging 1948 nach Portugal, wo er sich an der Hochschule Instituto Industrial e Comercial de Lisboa immatrikulierte. Zur gleichen Zeit trat er dem „Haus der Studierenden des Imperiums“ an dessen Hauptsitz bei. Wie zahlreiche frühere Mitglieder seiner Generation auch war er sehr aktiv in der Jugendorganisation der Bewegung Movimento de Unidade Democrática, MUD Juvenil und wurde von der Geheimpolizei PIDE festgenommen. 1951 geht Marcelino dos Santos nach Frankreich und studiert dort an der polytechnischen Hochschule, Instituto Politécnico, in Grenoble und später am Institut für politische Wissenschaften, Instituto de Ciências Políticas, in Paris, wo er bei der Gründung der antikolonialen Bewegung Movimento Anticolonial (MAC) mitwirkte. 1960 ging er nach Rabat (Marokko) und wurde dort Generalsekretär der Konferenz Conferência das Organizações Nacionalistas das Colónias Portuguesas (CONCP) und Sekretär für auswärtige Agelegenheiten Relações Exteriores da União Democrática Nacional de Moçambique (UDENAMO). Zwei Jahre danach, nach Gründung der FRELIMO übernahm er das Amt des Sekretärs für auswärtige Angelegenheiten der Organisation und von 1970 an zusätzlich das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden.

Mário Pinto de Andrade – wurde 1928 in Golungo Alto (Angola) geboren. Seine Eltern waren Ana Rodrigues Coelho und José Cristino Pinto de Andrade. Er war Gründungsmitglied der Nationalen Liga Afrikas, Liga Nacional Africana. 1948 ging Mário Pinto de Andrade nach Lissabon und schrieb sich in der philosophischen Fakultät der Universität Lissabon, Faculdade de Letras da Universidade de Lisboa, ein. Gleichzeitig wurde er Mitglied des „Hauses der Studierenden des Imperiums“. Als Mitglied der Jugendorganisation der Bewegung Movimento de Unidade Democrática, MUD Juvenil, wurde er verhaftet. Mario Pinto de Andrade arbeitete für das Magazin Mensagem und veröffentlichte Essays über afroamerikanische Literatur und Gedichte. Zusammen mit Amílcar Cabral, Agostinho Neto, Marcelino dos Santos und weiteren Kollegen trat er dem Zentrum für Afrikastudien, Centro de Estudos Africanos, bei. Aus diesem Zusammenhang stammt das Werk Caderno de Poesia Negra de Expressão Portuguesa (1953), das er zusammen mit Francisco José Tenreiro schuf. 1954 geht Mário Pinto de Andrade nach Paris um für die angesehene Zeitschrift Présence Africaine zu schreiben und bekleidete dort das Amt des Herausgebers.

Er war der erste Präsident der Unabhängigkeitsbewegung MPLA und später deren Generalsekretär. Seit der Gründung der Konferenz Conferência das Organizações Nacionalistas das Colónias Portuguesas (CONCP) im Jahre 1961 war er zudem deren Generalsekretär. Zusammen mit seinem Bruder Joaquim Pinto de Andrade gründete er die Bewegung Revolta Ativa, eine Gegenbewegung innerhalb der Unabhängigkeitsbewegung MPLA . Nach politischen Streitigkeiten im Zuge der Unabhängigkeit Angolas verließ er das Land und zog nach Guiné-Bissau. Dort wurde er Minister für Kultur. Er ist Autor wichtiger Gedichte, Essays, Literaturkritiken und Geschichten. Mário Pinto de Andrade lebte zeitweise in Portugal, Frankreich, Mosambik und England, wo er 1990 verstarb.

Tomás Medeiros (António Tomás Medeiros) – wurde 1931 in São Tomé geboren. Noch während er das Gymnasium besuchte ging er nach Lissabon und trat in der ersten Hälfte der 50er Jahre dem „Haus der Studierenden des Imperiums“ bei. Später begann er das Medizinstudium an der Universität Lissabon, Faculdade de Medicina da Universidade de Lisboa. 1958 war Tomás Medeiros Leiter der Kulturabteilung des CEI und veröffentlichte eigene Gedichte und Reden in einigen Ausgaben des Magazins Mensagem. Seine Gedichte wurden auch in der Anthologie Poetas de S. Tomé e Príncipe veröffentlicht, die 1963 vom CEI herausgegeben wurde. Als Verfechter der antikolonialen Idee schloss er sich der antikolonialen Bewegung, Movimento Anticolonialista (MAC), an und floh 1961 aus Portugal. Tomás Medeiros schloss sich der angolanischen Unabhängigkeitsbewegung, Movimento Popular de Libertação de Angola, MPLA an und kämpfte nach dem Abschluss des Medizinstudiums in der Sowjetunion im Jahre 1964 in der Guerilla in Cabinda. In Akkra nahm er an der Gründung der Unabhängigkeitsbewegung für São Tomé und Principe, Movimento de Libertação de São Tomé e Príncipe (MLSTP), teil. Er ging dann nach Algerien, wo er als Arzt tätig war und an den Unternehmungen der Konferenz der nationalistischen Organisationen der portugiesischen Kolonien, Conferência das Organizações Nacionalistas das Colónias Portuguesas (CONCP), teilnahm. Nachdem die afrikanischen Staaten ihre Unabhängigkeit erlangt hatten, ging er nach Portugal, da er sich mit den politischen Ausrichtungen der Bewegungen MLSTP und MPLA nicht identifizierte. Er war weiter als Arzt tätig und schrieb zahlreiche Gedichte und Werke über Politik und Geschichte. Tomás Medeiros starb 2019.

Vasco Cabral – wurde 1926 in Farim (Guiné) geboren. Mitte der 40er Jahre ging er zum Studium an die Technische Universität Lissabon, Universidade Técnica de Lisboa . Er war sehr aktives Mitglied der Jugendorganisation MUD Juvenil, unterhielt enge Verbindungen zur kommunistischen Partei Portugals, PCP, und nahm aktiv am Präsidentschaftswahlkampf von General Norton de Matos teil. Bei seiner Rückkehr aus Bukarest 1953, wo er am IV. Weltjugendfestival teilgenommen hatte, wurde er in Lissabon verhaftet. Seit der Gründung der Partei Partido Africano para a Independência / União dos Povos da Guiné e Cabo Verde, PAIGC, war er dort Mitglied und kämpfte bis zur Erlangung der Unabhängigkeit von Guinea. In seinem Heimatland hatte er verschiedene Regierungsämter inne, war unter anderem Wirtschafts- und Finanzminister, Staatsminister für Justiz und Mitglied des Staatsrats und Vizepräsident. Er starb 2005 in Bissau.


Zuletzt geändert am: 24/04/2024 19:27:08